Schöpferisch leben
Dr. Verena Kast gehört zu den Menschen mit Lebenserfahrung. Jahrgang 1943, studierte sie Psychologie, Philosophie und Literatur und promovierte in Jungscher Psychologie. Sie war Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, Dozentin und Lehranalytikerin am dortigen C.-G.-Jung-Institut und Psychotherapeutin in eigener Praxis.
Krisen und Ängste sind unvermeidbar.
Doch wir nehmen sie häufig zu persönlich, weil wir uns zu wichtig nehmen, meint Verena Kast. Besser wäre es, die Krisen in einen Zeitkontext zu stellen, als "Zeichen der Zeit" zu sehen. Manchmal auch als Aufforderung, gegen den Trend zu leben: z.B. Entschleunigung statt Beschleunigung.
Ausführlich beschreibt Verena Kast die verschiedenen Aspekte von Krise und Angst. Auf dem Hintergrund ihrer psychologischen Tätigkeit schildert sie konkrete Schritte zur Angst- und Krisenbewältigung.
Verletzlichkeit und Robustheit
Im nächsten Kapitel verbindet die Autorin Gedanken über die Verletzlichkeit und Robustheit des Menschen mit der Kunst. Die Pietà von Michelangelo ist für sie die symbolische Umarmung des Todes durch das Leben oder der Verletzlichkeit durch die Ressourcen des inneren Menschen, wodurch Resilienz wachsen kann. Dem Thema Bindung und Entwicklung von Robustheit gibt sie viel Platz.
Erinnerung und Sehnsucht
Im dritten Kapitel entwickelt Verena Kast die "Psychologie von Erinnerung und Sehnsucht", von Verwurzelung und Freiheit/Transzendenz. Um daraus die heilende Kraft des Lebensrückblicks, der Biografiearbeit zu entfalten. In unterschiedlichen Fallvignetten verdeutlicht die Therapeutin anhand der eigenen Praxis wie erinnern und entwickeln einer Mut zur Sehnsucht heilend sein können.
Imagination und Traumarbeit
Gegen Ende schlägt Verena Kast noch einmal den Bogen zur Grundlage ihres Handelns, zu C.G.Jung. Sein Ansatz durch Traum- und Imaginationsarbeit Zugang zur eigenen schöpferischen Haltung zu finden und durch Symbole das Leben ganzheitlicher zu erfassen führt sie zu den Archetypen "göttliches Kind" und "weise, alte Frau/alter Mann". Beide sind Symbole der Hoffnung. "Es gibt immer wieder einen möglichen Neuanfang. Das liegt im Wesen des Menschen selbst. Wir müssen die Hoffnung nicht machen - aber wenn sie sich einstellt, uns davon ergreifen lassen, und wenn sie sich nicht einstellt, uns nicht entmutigen lassen. Das ist die Hoffnung wider die Angst und auch die Hoffnung wider die Resignation." (Seite 153, Schlusssatz des Buches)
Barbara Fank-Landkammer
Verena Kast
Schöpferisch leben
Patmos Verlag 2016
ISBN 978-3-8436-0838-I (Print)
ISBN 978-3-8436-0839-8 (eBook)