Vertrauen und Kommunikation
Tobias Tiltscher
Was genau ist mit dieser spezifischen Beziehungsqualität "Vertrauen" bezeichnet? Den Definitionen dieses weiten Begriffes gemeinsam sind drei Aspekte:
- Die positive Zukunftserwartung, die mit der Vorleistung der vertrauenden Person verbunden ist.
- Die persönliche Verletzbarkeit und das Eingehen individueller oder kollektiver Risiken, da negative Konsequenzen resultieren können.
- Die mögliche Erweiterung individueller Handlungsoptionen der vertrauenden Person - durch Verzicht auf Kontrolle, also durch ein gewisses Maß an Nicht-Wissen, wodurch sich Komplexität reduziert.
In der Tat - ohne das Vertrauen der Ratsuchenden in die Berater*innen, aber auch in die Institution der psychologischen Beratungsstelle könnten Beratungen nicht durchgeführt werden. Denn Vertrauen ist elementare Voraussetzung für das Zustandekommen jeder Beratungsbeziehung.
- Es braucht die Vertrauensvorleistung der Ratsuchenden, die meist mit der positiven Zukunftserwartung verbunden ist, dass Beratung sie in ihren Anliegen weiterbringen wird;
- Sowohl Ratsuchende als auch in einem gewissen Maß Berater*innen machen sich verletzbar. Beide gehen ein individuelles Risiko ein, sich zu öffnen bzw. sich einzulassen,
- nicht wissend, was sich daraus entwickeln wird. Nicht wissend, ob dieses Durchlässig-Werden für innere Prozesse dazu beitragen wird, miteinander eine neue Perspektive zu erschaffen. So erweitern sich individuelle Verstehens- und Handlungsoptionen.
Wir alle kennen das, wie lange es - je nach Vorerfahrung - dauern kann, bis Vertrauen entsteht und wie schnell es gehen kann, Vertrauen zu verspielen. Der Aufbau von Vertrauen in der Beratung geschieht nicht von selbst, er bedarf der gegenseitigen Ansprache, der Resonanz und der Erfahrung auf beiden Seiten, sich verständlich machen zu können und verstanden zu werden.
Anschlussfähige Sprache und Sprechen spielen beim Aufbau von Vertrauen eine wichtige Rolle.
Die Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatungsstelle Karlsruhe verfügt über Erfahrungen aus 70 Jahren, wie es in all den wechselnden Zeiten gelungen ist, mit Ratsuchenden unter verschiedensten Bedingungen zusammenzuarbeiten. In Beziehungen, die von Vertrauen getragen sind. So dass diese Co-Produktion hilfreich, ja heilsam wirkt.
Dabei spielt das multiprofessionelle Team im Hintergrund eine bedeutende Rolle für die Beratungsprozesse. Auch im Team muss das Vertrauen balanciert werden, muss die notwendige und förderliche Kommunikation gelingen, um das interdisziplinäre Zusammenwirken lebendig zu halten.
Als Fachbeauftragte für die Psychologischen Beratungsstellen in der Evangelischen Landeskirche in Baden - und im Namen meiner katholischen Fachkollegin aus der Erzdiözese Freiburg, Bettina Zenner, Leiterin der EFL-Diözesanstelle, die heute Abend verhindert ist und von der ich grüßen soll, --- als die beiden Fachbeauftragten gratulieren wir der Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatungsstelle Karlsruhe ganz herzlich zu diesem Jubiläum!
Wir danken allen Mitarbeitenden, die immer wieder aufs Neue Ratsuchenden vertrauensvoll begegnen, sich einlassen auf Prozesse, deren Verlauf im Vorhinein meist nicht abzusehen ist und deren Ausgang in der Regel offen ist.
Unsererseits vertrauen wir als Fachverantwortliche auch weiterhin auf Ihre hohe Kompetenz und engagierte professionelle Arbeit mit Ratsuchenden in der Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatung Karlsruhe
Vielen Dank!
Ursula Bank
Landeskirchliche Beauftragte für Psychologische Beratung - Paar- und Lebensberatung, Familien- und Erziehungsberatung
28.04.2023