Du bist genau wie deine Mutter ...
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Wir können unserem Partner/unserer Partnerin und dadurch unserer Paarbeziehung erheblichen Schaden zufügen, wenn wir Sätze verwenden, die unter die Gürtellinie gehen. Sätze die zunächst relativ harmlos erscheinen, wie "Du bist wie deine Mutter / dein Vater …" können extrem verletzend sein.
Wieso?
Der Vergleich mit den Eltern, mit ungeliebten Eigenschaften von ihnen, kommt selten gut bei uns an. Oft sind es Eigenschaften wegen derer wir uns schämen. Es macht uns nicht stolz. Es sind Aspekte, die wir an den eigenen Eltern kritisiert haben, die wie als Nachteil sehen und von denen wir uns vielleicht schon als Kind oder Jugendliche/r distanzieren wollten.
"Du bist wie deine Mutter / dein Vater …", geäußert als Vorwurf mitten in einem Streit führt uns zurück in die Teenagerjahre. Damals, wollten wir nicht wie die Eltern sein. Im Prozess der eigenen Identitätsentwicklung wollten wir uns selbst finden und entwickeln. Das geschieht durch Vergleichen und Distanzierung von unserem Hintergrund (den Eltern).
"Du bist wie deine Mutter / dein Vater …" ist ein Totschlagargument. Dagegen können wir nicht viel sagen. Entweder muss ich es negieren (ich bin nicht so!) oder ich schweige aus Scham.
Das Gespräch geht nicht (mehr) um das eigentliche Thema. Wir kommunizieren nicht über unsere Wünsche oder Sorgen, sondern gehen sofort in eine Angriffs- oder Verteidigungshaltung: Man fühlt sich nicht gesehen -attackiert den Anderen und im Gegenzug wird man selbst wieder abgewertet - durch eine Bemerkung, die unter der Gürtellinie geht. Und so geht es weiter … die Abwärtsspirale führt zu Abbruch / Distanzierung / Entfremdung. Dadurch wird die Kommunikation über das wirkliche Anliegen blockiert. Es findet kein Austausch statt zu dem was jede/r denkt, fühlt, erhofft oder befürchtet.
In der Szene im Film geht es um die Frage Geld ausgeben oder sparen? Beides sind nachvollziehbare Bedürfnisse, eine Vereinbarung wäre möglich. Doch die Empfindlichkeiten verhindern es.
Ein Weg um nicht in die Falle zu tappen, ist der Prozess von Akzeptanz der ungeliebten Eigenschaften. "Ja, vielleicht bin ich verschwenderisch. Und meine Mutter war es auch. Jetzt will ich genießen, will mich belohnen." oder "Ich bin geizig wie mein Vater. Ich habe Angst um die Zukunft, es fühlt sich unsicher an und es scheint, dass nur ich allein für unsere finanzielle Sicherheit sorge."
Lehnen wir unsere ungeliebten Eigenschaften nicht ab und verleugnen sie nicht, können wir gelassener bleiben - und haben es auch nicht nötig den anderen unfair anzugreifen. Vielleicht können wir den Partner/die Partnerin bitten, direkt zu sagen was los ist oder können erklären, warum uns der Satz "Du bist wie dein Vater/deine Mutter …" so auf die Palme bringt, uns so verletzt.
Streiten und Konflikte in der Partnerschaft wird es immer geben. Fair Play dabei auszuüben ist aber möglich.
Valeria Madrid