Immer Gegenwind?
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"Ja, und wie immer, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, kommt der Wind von vorne!" beklagte sie sich, während sie einen dicken Schal um den Hals schlug und sich von mir verabschiedete.
Ihr Satz hat mich auf dem Heimweg nicht in Ruhe gelassen. "Stimmt es, dass der Wind immer von vorne kommt, wenn man etwas unternehmen will?"
Und weiter:
- Immer regnet es, wenn wir einkaufen gehen wollen!
- Meine Lieblingssendung kommt in Fernsehen, wenn ich nicht zuhause bin!
- Die Sonne scheint nur, wenn ich drin in Büro sitzen muss...
Wieso haben wir manchmal den Eindruck, dass Negatives nur uns und immer wieder geschieht?
Durch die Evolution sind wir mit einem Radar für negative Erlebnisse gesegnet. Das hilft uns, die Wiederholung von negativen Situationen zu vermeiden. Die Kinobesucherin hat ihren dicken Schal immer parat, wenn sie Fahrrad fährt. Sie ist vorbereitet. Die Schattenseite dieses Warnsystems ist, wir tendieren oft dazu das Positive zu übersehen, wir blenden es aus. Wenn der Wind beim Fahrradfahren mal von hinten kommt, merken wir es nicht. Es ist "normal" und wird nicht als "positiv" bewertet.
Unsere selektive Wahrnehmung ist "tricky": Wenn etwas Positives geschieht, hat das nichts mit mir zu tun. Wir ordnen es externen Faktoren zu:
- Die gute Note in der Schule war Glück (nicht meine bessere Vorbereitung).
- Die gute Leistung in der Arbeit war nur, weil ich die einfachere Aufgabe von der Chefin bekommen habe.
- Das Essen war lecker, nur dank des tollen Rezeptes und nicht wegen meinem Tun.
So werden Situationen mit positivem Ausgang außerhalb meiner Wirksamkeit erlebt und Negatives hat immer mit mir zu tun.
Dies geschieht auch in der Beratung:
- Die hellere Stimmung in der Partnerschaft hat mit den sonnigen Tagen und nicht mit unserer gegenseitigen Rücksicht zu tun.
- Die Verbesserung in der Kommunikation mit meiner Frau ist nur, weil der Berater es so vorgeschrieben hat.
- Wir haben keinen Streit mehr, aber nur weil wir im Urlaub waren.
Je nach dem was für Erfahrungen wir im Leben gemacht haben, fällt es uns schwer, unsere Wirksamkeit oder den Mangel an Wirksamkeit über unsere Realität "objektiv" einzuschätzen.
Wenn ich der Lotto gewinne, ist das reines Glück. Dabei steht zu Beginn mein eigenes Verhalten. Spiele ich Lotto, erhöht das enorm die Wahrscheinlichkeit von Gewinnen. Und sie geht gegen Null, wenn ich den Schein nicht ausfülle.
Wenn wir uns entscheiden, rücksichtsvoller mit unserem Partner zu sein, hat das eine Wirksamkeit und hat auch eine positive Reaktion. Wenn Sie von Ihrem Kollegen ein Kompliment für die gute Arbeit oder für Ihre nette Art ein Kompliment bekommen, es hat definitiv mit Ihnen zu tun.
Die Erweiterung unsere Wahrnehmung und die Akzeptanz, dass nicht alles von uns selbst abhängig ist, aber auch nicht alles von der Umgebung oder vom Schicksal, bringt vieles mit sich: mehr Verantwortung, aber auch mehr Lockerheit. Wir sind nicht nur dem Gegenwind ausgesetzt, wir können unser Leben aktiv mitgestalten.
Denken Sie beim nächsten Radfahren dran
Valeria Madrid