Verrückte Zeiten - normale Menschen?
S. Hofschlaeger_pixelio.de
... in der sich manche ganz "unnormal" verhalten. Aber was ist, wenn ich auch in Alltagszeiten öfter denke: "Wie die sich benimmt, das ist doch nicht normal!" oder: "Wenn der sich doch nur einmal normal mit mir unterhalten würde!"
Haben Sie das auch schon gedacht?
Mir kommen solche Gedanken, wenn ich unglücklich bin mit dem Verhalten eines Anderen oder mich ärgere über die Art, in der jemand mit mir spricht. Dann will ich, dass sich etwas ändert. Und wenn ich ehrlich bin: Eigentlich will ich, dass der/die andere sich ändert, nicht ich. Da liegt es nahe zu sagen: "Du bist nicht normal!" Denn das bedeutet ja, er/sie entspricht im Moment nicht der Norm. Und ich wünsche mir, dass er/sie sich wieder an die Norm hält, "normal" ist. Verständlich!
Nur: Welches "normal" ist gemeint?
Das kann eine lange Diskussion geben. Es gibt so viele Arten, miteinander umzugehen, wie es Paare gibt. Erfahrungen, Werte und Erwartungen prägen.
Doch - kommt es überhaupt darauf an, normal zu sein? Angenommen, Sie benehmen sich ab sofort beide völlig "normal" und sind dabei unglücklich - wäre etwas gewonnen?
Was also tun, wenn Sie nicht glücklich sind mit dem Verhalten Ihres Partners? Ein Vorschlag: Vielleicht gelingt es Ihnen in einer ruhigen Minute, statt nach "normal" oder "unnormal" zu fragen, ein Stück Neugier in sich zu finden:
- Warum tut er/sie das?
- Was mag ihn/sie bewegen, sich so zu verhalten?
- Was würde ihm/ihr jetzt helfen?
Vielleicht tut auch ein Gespräch zu zweit gut, in dem Sie besprechen können, was Sie ganz persönlich vermissen oder brauchen von dem Menschen, den Sie lieben:
- Mehr Nähe?
- Mehr Freiheit?
- Mehr Gespräche?
- Mehr Ruhe?
Und umgekehrt, was braucht der/die andere von Ihnen:
- Mehr gemeinsame Projekte?
- Mehr Zärtlichkeit?
- Mehr Aufmerksamkeit?
- Mehr Vertrauen?
Wer weiß.
Wenn Sie das miteinander austauschen können, sei es allein oder in der Beratung, dann kann dabei eine Partnerschaft herauskommen, die nicht "normal", sondern "besonders" ist.
Und überhaupt: Wäre es mir genug, wenn meine Partnerin oder mein Partner "normal" wäre? Wahrscheinlich nicht. Schließlich habe ich nicht irgendwen ausgewählt, sondern jemand bestimmtes, der in mancher Hinsicht anders ist als andere - also nicht ganz normal. Zum Glück.
Spannend - oder?
Jürgen von Oertzen
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